Allgemeine Informationen zu Gerüchen und Geruchswahrnehmung

Gerüche werden von verschiedenen Personen oftmals unterschiedlich wahrgenommen, einige empfinden einen bestimmten Geruch als angenehm, während andere den Geruch als unangenehm oder gar belästigend empfinden. Dies hängt damit zusammen, dass Gerüche stark mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft sind, da Geruchsreize u.a. zu dem Limbischen System im Gehirn geleitet werden.

 

Das Limbische System ist für Emotionen und Affekte wichtig. Die gefühlsspezifische Wirkung bezeichnet man als Geruchsqualität oder Hedonik und ist stark subjektiv beeinflusst. Die gesundheitliche, physische und psychische Verfassung haben erhebliche Auswirkungen auf die Geruchswahrnehmung.

 

Die Wahrnehmung der Geruchsintensität ist individuell unterschiedlich. Die meistenMenschen haben eine mittlere Geruchssensibilität, während einige einen sehr guten oder einen sehr schlechten Geruchssinn haben. So können z.B. manche Menschen bereits sehr viel geringere Geruchsstoff-Konzentrationen wahrnehmen als andere. Die Geruchsschwelle (Wahrnehmungsschwelle) ist die Konzentration eines Geruchsstoffes, die eine eben merkliche Geruchsempfindung auslöst.

 

Nach der Konvention ist dies die Konzentration, bei der ein Proband für die Hälfte aller Proben eine Geruchsempfindung angibt. Die Geruchsschwelle liegt meist um den Faktor 2-3 niedriger als die Schwelle, ab der der Geruch erkannt werden kann. Die wahrgenommene Geruchsintensität nimmt i.d.R. mit zunehmender Konzentration des Geruchsstoffes zu.

 

Bei andauernder Exposition nimmt die Geruchsstarke - Empfindung ab, man gewöhnt sich an den Geruch. Diese als Adaption bezeichnete nachlassende Empfindung von Gerüchen, geht wieder zurück, wenn der Geruch nachlässt. Bei hohen Konzentrationen der Geruchsstoffe passt sich der Geruchssinn schneller an.

 

Geruchsstoffe sind chemische Verbindungen, die leicht flüchtig sind, um in die Nase Zu gelangen. Sie müssen sowohl leicht wasserlöslich sein, um das wässrige Milieu der Nasenschleimhaut zu durchdringen und zusätzlich ausreichend fettlöslich, um in die Membranen der Riechzellen einzudringen. Sehr viele Geruchsstoffe sind organische Verbindungen, z.B. aliphatische, halogenierte oder aromatische Kohlenwasserstoffe sowie sauerstoff-, schwefel- und stickstoffhaltige Verbindungen.

Gerüche und ihre Einzelkomponenten

Gerüche setzen sich fast immer aus einer Vielzahl von Einzelkomponenten zusammen, die quantitativ und qualitativ häufig nicht eindeutig chemisch-analytisch identifizierbar sind. Außerdem können sich einzelne Komponenten überlagern oder gegenseitig beeinflussen, so dass die Geruchswirkung aufgehoben oder verstärkt wird. Da die Freisetzung von Geruchsstoffen stark von dem Dampfdruck abhängt, haben auch Temperaturen einen entscheidenden Einfluss auf die Freisetzung.

 

Da Geruchsreize als Signal für erhöhte Aufmerksamkeit wirken, rufen Gerüche eine physiologische Reaktion hervor. Sie aktivieren den Organismus und rufen z.B. Stressreaktionen hervor, die den Körper auf Kampf oder Flucht vorbereiten, wie Pupillenerweiterungen oder Verengung der peripheren Blutgefäße. In erster Linie können Gerüche jedoch als Belästigungen empfunden werden, also psychologische Wirkungen haben. Generell wirkt ein schwacher, eher angenehmer Geruch viel weniger belästigend als ein starker unangenehmer Geruch. Dabei können persönliche Merkmale wie Lebensalter, Gesundheitszufriedenheit oder Stressverarbeitungsstile die Belästigungsreaktionen erheblich dämpfen oder verstärken.

 

Häufig ruft eine Geruchswahrnehmung toxikologisch nicht begründete Ängste vor einer Schadstoffbelastung hervor. Werden Gerüche als bedrohliche Signale aufgefasst, können sie Sorge, Angst oder Aggression auslösen. Dann kann eine ernst zu nehmende Gesundheitsgefährdung entstehen. Bei den sog. Toxikopien entwickeln die Patienten Krankheitsbilder oder pathologische Symptome, die für eine Vergiftung typisch sind, ohne dass der entsprechende Giftstoff vorhanden ist. Die Patienten interpretieren Gerüche als Anzeichen einer drohenden Vergiftung und reagieren darauf. Insofern können Gerüche tatsächlich gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung haben ohne toxisch zu sein. Auch die Intensität der Geruchsempfindung ist von Person zu Person unterschiedlich je nach Ausprägung des Geruchssinns.

Bewertungskriterien für Gerüche

 

Intensität des Geruches

 

Bei der Beurteilung der Intensität wird eine Kategorienskala von 0 bis 5 mit einer Abstufung von 0,25 verwendet. Die Skala beruht auf der an der Universität von Dänemark in Kopenhagen entwickelten Maßeinteilung (Fanger 1988, Bluyssen 1990). Diese Methode ist eine leicht abgewandelte Form der Vorgehensweise, wie sie auch in der VDI 3882 Blatt 1 beschrieben ist. Die Kategorienskala ist weitgehend identisch mit der in der ONORM S 5701 beschriebenen Skala.

 

Intensitätsstufe 0 — geruchlos

 

Intensitätsstufe 1 — sehr schwacher Geruch

 

Intensitätsstufe 2 — schwacher Geruch

 

Intensitätsstufe 3 — deutlicher bzw. mittlerer Geruch

 

Intensitätsstufe 4 — starker Geruch

 

Intensitätsstufe 5 — sehr starker Geruch

Geruch - Die Hedonik

Die Beurteilung der Hedonik erfolgt in Anlehnung an VDI 3882 Teil 2 als Eindruck unmittelbar nach Betreten des Raums nach einer ganzzahlig skalierten und ungeteilten Strecke von äußerst unangenehm (-4) bis äußerst angenehm (+4) . Die Prüfer geben ihre Bewertung durch eine Markierung auf der Skala an, wobei auch Zwischenwerte zwischen den ganzen Zahlen ausgewählt werden können.

Geruch - Die Akzeptanz

Die Akzeptanz ist ein Maß für die Zufriedenheit der Prüfpersonen mit einem bestimmten Umgebungszustand in einem Innenraum, unter Kenntnis der Nutzungsart des Raums und weiterer Begleitumstände. Die Beurteilung der Akzeptanz folgt nach den in Skandinavien (z.B. Dänemark) praktizierten Verfahren (ECA-IAQ 1999, Clausen 2000). Eine Akzeptanzbewertung nach dieser Methode ist nur bei Einsatz mehrerer Prüfer sinnvoll.

 

Bei einem Einzelprüfer dagegen fließt dieser Parameter in die Gesamtbeurteilung der Situation ein, ohne dass hierfür ein quantitatives Untersuchungsverfahren nötig wäre. Die Prüfer geben ihre Bewertung durch eine Markierung auf der Strecke an. Am Ende der Prüfung wird die nicht skalierte Strecke für die Akzeptanz skaliert und die von den Prüfern angegebenen Werte mit einer Auflösung von 0,05 abgelesen.