Wellen- und Faltenbildung bei Polstermöbeln Teil 1

Wellenbildung bei Polstermöbeln: Was steckt hinter Falten bei Stoff- und Lederbezügen?

Die Wellen- oder Faltenbildung bei Polstermöbeln gehört zu den häufigsten Reklamationen im Möbelbereich – insbesondere bei Sofas und Garnituren mit Stoff- oder Lederbezug. Was beim Kauf noch makellos erscheint, kann nach kurzer Zeit erste optische Veränderungen zeigen.

 

Beim Besuch im Möbelhaus wirken die Ausstellungsstücke meist perfekt: glatte Bezüge, keine sichtbaren Erhebungen oder Falten. Doch nach einigen Wochen oder Monaten – abhängig von der Nutzung – treten bei vielen Polstergarnituren unschöne Wellen auf. Diese Erscheinung ist jedoch in den meisten Fällen modelltypisch und hängt mit dem Design, dem Material sowie der alltäglichen Nutzung zusammen.

 

Wellenbildung bei Sofas ist kein Qualitätsmangel, sondern eine natürliche Folge der Materialbeschaffenheit und des Sitzverhaltens. Besonders bei hochwertigen Stoff- und Lederbezügen kann es zu Dehnungen und Formveränderungen kommen, die sich nur begrenzt rückgängig machen lassen. Wichtig ist, dass Käufer über diese Eigenschaften informiert sind, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden.

 

 

Fazit: Wer sich für eine Polstergarnitur entscheidet, sollte die Wellenbildung als designbedingte Materialreaktion verstehen – nicht als Fehler. Mit der richtigen Pflege und Nutzung lässt sich die Optik dennoch lange erhalten.

Was sind Falten und Wellen in Polstermöbeln?

Wellenmessgerät
Wellenmessgerät

Falten und Wellen sind typische Erscheinungen bei Polstermöbeln, die häufig zu Reklamationen führen. Eine Welle beschreibt eine sichtbare Verformung, die von der ursprünglichen, glatten Polsteroberfläche abweicht. Eine Falte hingegen ist eine Welle mit einem zusätzlichen Knick – also eine stärkere Form der Verformung.

 

Zulässige Grenzwerte laut Sachverständigen

 

Laut den Richtlinien von Polstermöbel-Gutachtern gilt: Bei einer Sitzbreite von 70 cm darf die Höhe von Falten oder Wellen maximal 2 cm betragen. Diese Messung erfolgt mit einem speziellen Falten- und Wellenmessgerät, das objektive Ergebnisse liefert.

 

Warum ist das wichtig?

 

 

Die Einhaltung dieser Grenzwerte ist entscheidend für die Beurteilung von Mängeln bei Polstermöbeln – etwa im Rahmen von Reklamationen, Gewährleistungsfällen oder Gutachten. Hersteller, Händler und Verbraucher sollten diese Normen kennen, um Missverständnisse zu vermeiden und rechtssichere Entscheidungen zu treffen.

Wellenhöhe bei Polstermöbeln selbst messen – ohne Spezialgerät

Die Wellenbildung mit Meßgerät
Die Sitzbreite spielt eine Rolle bei der Wellenbildung

Wellenhöhe bei Polstermöbeln selbst bestimmen – einfache Anleitung ohne Messgerät

 

Sie möchten die Wellenbildung Ihrer Polstermöbel überprüfen, haben aber kein spezielles Falten- oder Wellenmessgerät zur Hand? Kein Problem! Mit dieser einfachen Methode können Sie die Höhe der Welle selbst messen – ganz ohne Profi-Werkzeug.

 

🔹 Schritt 1: Sitzfläche vorbereiten Streichen Sie den Bezug der Sitzfläche mit der flachen Hand so glatt wie möglich. Achten Sie darauf, dass keine Falten oder Unebenheiten zurückbleiben.

 

🔹 Schritt 2: Platz nehmen Setzen Sie sich mittig auf die vorbereitete Sitzfläche. In unserem Beispiel beträgt die Sitzbreite 70 cm – ideal für eine präzise Messung.

 

🔹 Schritt 3: Welle erzeugen und messen Nach dem Aufstehen streichen Sie den Bezug zur Mitte hin zusammen, sodass eine sichtbare Welle entsteht. Diese Wellenhöhe können Sie nun ganz einfach mit einem Lineal oder Maßband messen.

  

📏 Tipp zur Bewertung: Liegt die gemessene Wellenhöhe unter 2 cm, handelt es sich in der Regel nicht um einen Materialfehler. Ihre Polstermöbel sind somit technisch einwandfrei.

Wellenbildung bei Lederpolstern: Funktion, Design & Pflege für langlebige Polstermöbel

Wellenbildung bei Lederpolstern: Warum sie wichtig ist für Komfort und Haltbarkeit.

 

Die Wellenbildung bei Lederpolstern ist kein Mangel, sondern ein konstruktives und designtechnisches Merkmal. Sie dient dazu, die Elastizität des Leders zu erhalten, Risse zu vermeiden und bei Belastung einen Dehnungsausgleich zu ermöglichen. Dadurch wird die Lebensdauer von Polstermöbeln mit legerer Verarbeitung deutlich verlängert.

 

Lederhaut und ihre natürliche Dehnungsfähigkeit

 

Leder ist ein Naturprodukt mit einer dreidimensionalen Faserstruktur, die an verschiedenen Stellen unterschiedliche Dehnungsfähigkeiten aufweist. Diese Eigenschaften machen Leder besonders geeignet für hochwertige Polstergarnituren, erfordern jedoch eine spezielle Verarbeitung, um Materialspannungen auszugleichen.

 

Warum entstehen Sitzmulden und Falten?

 

Wird ein Polster belastet, entsteht eine Mulde, die vom Bezug ausgeglichen werden muss. Ein zu straff gespannter Bezug würde zu Materialschäden wie Rissen oder Nahtbrüchen führen. Deshalb ist die konstruktiv notwendige Wellenbildung ein bewusst eingesetztes Mittel, um die Belastung zu verteilen.

 

Zusätzlich gibt es die modellbedingte Wellenbildung, die dem Möbelstück eine saloppe, legere Optik verleiht. Der Bezug wird dabei großzügig zugeschnitten, um dem Design eine lockere Note zu geben – ein Stilmerkmal, das in vielen Modellbeschreibungen als „leger“ bezeichnet wird.

 

Design trifft Funktion: Die legere Polsterung

 

Eine legere Polsterung zeichnet sich durch eine weiche, softige Oberfläche aus. Je nach Füllmaterial und Verarbeitung kann es zu Höhenverlusten kommen, die sich in Sitzmulden zeigen. Laut RAL-GZ 430/4 ist dies ein gewolltes Designmerkmal, das Komfort und Ästhetik vereint.

 

Pflege-Tipp: Sitzmulden reduzieren

 

Wenn Sitzmulden als störend empfunden werden, kann unter bestimmten Umständen eine Nachpolsterung helfen. Fragen Sie Ihren Möbelhändler nach dieser Möglichkeit. Beachten Sie jedoch, dass das Nachpolstern nur begrenzt möglich ist. Durch regelmäßiges Aufklopfen und Aufschütteln der Sitz- und Rückenpolster lassen sich Mulden verzögern oder verringern.

Legere Polsterung: Komfort, Materialveränderung & Sitzqualität

Veränderungen bei Polstermöbeln: Leder, Polstervlies & Sitzkomfort im Wandel

 

Polstermöbel unterliegen im Laufe der Zeit natürlichen Veränderungen – nicht nur das Bezugsmaterial wie Leder, sondern auch die Sitzpolsterungen selbst. Durch die tägliche Beanspruchung verändern sich das Polstervlies (Diolenwatte) und das Grobpolster (Polyätherschaum). Die ständige Nutzung führt dazu, dass Fein- und Grobpolster durchgewalkt werden, wodurch die Unterfederung spürbar weicher wird.

 

Dieser Prozess wird im Fachjargon als „Einsitzen“ bezeichnet. Die Intensität der Nutzung und die Art der Bezugsfläche beeinflussen diesen Effekt maßgeblich. Dabei kommt es zu einem leichten Volumenverlust der Polsterwatte und des Schaummaterials sowie zur Dehnung des Bezugsmaterials – ein natürlicher Vorgang bei hochwertigen Polstergarnituren.

 

Legere Polsterung: Moderne Technik für maximalen Sitzkomfort

 

Die heute weit verbreitete legere Polsterung im Möbelbereich steht für ein besonders gemütliches Sitzgefühl. Sie passt sich optimal den Körperformen an und wird mit innovativen Materialien wie Polyschaumstäbchen und flexiblen Schaumstoffen gefertigt. Diese fortschrittliche Polstertechnik hebt sich deutlich von der traditionellen, straffen Verarbeitung ab und bietet eine langlebige Gebrauchstauglichkeit.

 

Wie schon Johann Wolfgang von Goethe sagte: „Das einfach Schöne soll der Kenner schätzen.“ Kenner wissen die Vorteile der legeren Polsterung zu schätzen – sie gewinnt mit der Zeit an Bequemlichkeit und bleibt dauerhaft komfortabel.

 

Faltenbildung bei Polstermöbeln: Kein Mangel, sondern Materialeigenschaft

 

 

Gerichtsurteile wie die des LG Bremen (Az.: 8020333/92) und OLG Köln (Az.: 13V72/01) bestätigen: Falten- und Wellenbildung bei Polstermöbeln stellt keinen Mangel dar. Das subjektive Empfinden, dass solche Wellen unschön wirken, ist rechtlich nicht relevant. Diese Materialveränderungen betreffen sowohl Sitzflächen als auch Rückenpartien und sind typische Merkmale einer legeren Polsterverarbeitung.

Warentypische Eigenschaften bei industriell gefertigten Möbeln – Definition & Beispiele

Was sind warentypische Eigenschaften bei industriell hergestellten Möbeln?

 

Warentypische Eigenschaften sind Merkmale, die bei industriell gefertigten Möbeln regelmäßig auftreten und aus produktionstechnischen Gründen unvermeidbar sind. Diese Eigenschaften definieren sich durch vier zentrale Faktoren:

  • Materialzusammensetzung: Die verwendeten Werkstoffe wie Holz, Metall oder Kunststoff beeinflussen die Oberflächenstruktur, Farbnuancen und Haptik der Möbel.

  • Warenkonstruktion: Die Bauweise und Verbindungstechniken (z. B. Schrauben, Dübel, Leim) bestimmen Stabilität, Design und Funktionalität.

  • Herstellungstechnik: Automatisierte Fertigungsprozesse führen zu typischen Spuren wie Pressnähte, minimale Maßabweichungen oder leichte Farbunterschiede.

  • Herstellungskosten: Um wettbewerbsfähige Preise zu ermöglichen, werden Materialien und Verfahren gewählt, die wirtschaftlich, aber nicht immer makellos sind.

Diese Eigenschaften gelten nicht als Mängel, sondern als charakteristische Merkmale industrieller Möbelproduktion. Sie sind bei der Bewertung von Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend.

Legerer Polsteraufbau bei Sofas: Faltenbildung verstehen & richtig nutzen

Legerer Polsteraufbau: Warum Faltenbildung bei Sofas kein Mangel ist

 

Polstermöbel mit weichem und legerem Polsteraufbau sind besonders bequem und passen sich optimal der Körperform an. Dabei entsteht häufig eine modellbedingte oder gestalterisch gewollte Faltenbildung, die warentypisch ist und keinen Qualitätsmangel darstellt.

 

Ein Sofa ist in erster Linie zum Sitzen da – nicht zur reinen Repräsentation. Dass sich die Polstergarnitur im Laufe der Nutzung verändert, ist völlig normal und sogar gewünscht. Die sogenannte "Einmodellierung" sorgt dafür, dass sich Sitzfläche und Rückenlehne individuell an Ihre Anatomie anpassen. Das Ergebnis: ein knautschiger Look, der Komfort und Design vereint.

 

Warum entstehen Wellen und Falten?

 

Besonders am Lieblingsplatz treten erste Wellen oder Falten auf – einfach, weil dieser Bereich am häufigsten genutzt wird. Um ein gleichmäßiges Erscheinungsbild zu erhalten, empfiehlt es sich, alle Sitzplätze regelmäßig zu nutzen. So passt sich die Optik harmonisch den Sitzgewohnheiten an.

 

Häufige Kundenfrage: Muss der Verkäufer über "legeren Sitzkomfort" aufklären?

 

Immer wieder hören wir von Kunden: "Leger? Das hat mir der Verkäufer aber nicht gesagt!"

 

 

Tatsächlich besteht eine gewisse Aufklärungspflicht, wenn es um die Produkteigenschaften geht. Ein legerer Polsteraufbau ist kein Mangel, sondern eine bewusste Designentscheidung. Verkäufer sollten dies transparent kommunizieren, damit Kunden wissen, was sie erwartet.

Wellenbildung bei Polstermöbeln: DIN 68871 & RAL-GZ 430 erklärt

Wellenbildung bei Polstermöbeln: Was Gutachter laut DIN 68871 & RAL-GZ 430 prüfen

 

Bei Streitfällen rund um Polstermöbel – insbesondere bei sichtbarer Wellenbildung – kommt es häufig zu einem gerichtlichen Beweisverfahren. Dabei müssen Sachverständige eine Vielzahl technischer und normativer Fragen beantworten. Die folgenden Fragestellungen sind typisch für ein Möbelgutachten und basieren auf den Anforderungen der DIN-Norm 68871, der RAL-GZ 430 sowie dem Polsteratlas:

 

🔍 Häufige Gutachterfragen bei Wellenbildung von Polstermöbeln:

  • Ist eine „legere Polsterung“ gemäß DIN 68871 eine weiche Polsterung, bei der modell- oder designbedingte Wellenbildung als warentypisch gilt?

  • Entspricht die Polstergarnitur den Anforderungen der Deutschen Möbelgütesicherung RAL-GZ 430 und/oder der DIN-Norm 68871?

  • Wird der Polsteratlas als Referenz herangezogen und erfüllt das Möbelstück dessen Vorgaben?

  • Ist die Wellenbildung eine übliche, warentypische Erscheinung bei leger gepolsterten Möbeln?

  • Liegt die Wellenbildung an der Konstruktion des Möbelstücks?

  • Dehnt sich das Leder durch Nutzung, Körperwärme und Feuchtigkeit und begünstigt dadurch die Wellenbildung?

  • Entsteht die Wellenbildung durch Einsitzen, also durch normalen Gebrauch?

  • Wie hoch darf die Wellenbildung laut Verkehrskreisen bei einer Sitzbreite von 70 cm maximal sein?

  • Gilt eine Abweichung von DIN 68871 als behebbarer Mangel? Wenn ja, welche Nachbesserungsmaßnahmen wären fachlich sinnvoll und welche Kosten entstehen?

  • Handelt es sich um einen wesentlichen oder unwesentlichen Mangel, wenn die Norm nicht eingehalten wird?

  • Welcher Minderungsbetrag wäre bei einem unwesentlichen Mangel angemessen?

  • Ist der Gesamteindruck aus einer Entfernung von 2,5 bis 3 Metern – wie in RAL-GZ 430 gefordert – beeinträchtigt?

💰 Kosten eines Möbelgutachtens

 

Ein professionelles Gutachten zur Beurteilung von Wellenbildung bei Polstermöbeln kann schnell vierstellige Eurobeträge erreichen – insbesondere bei umfangreichen Prüfungen nach DIN-Normen und RAL-Gütesicherung.

 

📌 Fazit:

 

Wer eine Polstergarnitur reklamieren oder Mängel geltend machen möchte, sollte sich mit den technischen Normen DIN 68871, RAL-GZ 430 und dem Polsteratlas vertraut machen. Ein qualifiziertes Gutachten liefert die Grundlage für rechtssichere Entscheidungen – sei es zur Nachbesserung, Minderung oder Rückabwicklung.

 

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