Die bemängelte Granitküche auf Burg Schreckenstein

Ein Möbelhaus erhielt ein Schreiben über eine Küchenreklamation die sage und schreibe eine Auflistung von 120 verschiedenen Beanstandungen beinhaltete. Absoluter Rekord ! Nur zur Information, 10 verschiedene Beanstandungen an einer Küche sind schon unserer Erfahrung nach sehr viel und kommen relativ selten vor. Hier ist natürlich schnelles Handeln gefragt und Herr Prüfstein vereinbarte gemeinsam mit den Kunden Familie Drakstein und unseren Kundendiensttechniker Herrn Helpmann einen Ortstermin zur Besichtigung der vielen Beanstandungen.

 

Bei den vielen Reklamationen hatte man natürlich eine Menge Zeit mitgebracht.

 

Herr Prüfstein und Herr Helpmann kamen in eine kleine Siedlung mit mehreren nebeneinander, aber freistehenden Einfamilienhäuser. Jedes von ihnen hatte einen kleinen nett eingerichteten und einsehbaren Vorgarten, bis auf ein Haus – Sie ahnen es – Familie Drakstein.

 

„Was ist das, wovor wir gerade stehen?“, fragten sich die beiden Möbelexperten.

Der 3 Meter hohe Holzzaun

Erkennen konnte man einen fast 3 Meter hohen Holzzaun, rings rum um das Einfamilienhaus der Familie Drakstein. Solche Wehranlagen wurden im späten 15 Jahrhundert aus militärischen Verteidigungsgründen gebaut. Aber gegen wen verteidigt sich die Familie Drakstein? Es wurde unheimlich, was erwartet man hinter diesen hohen Holzpalisaden ? Es blieb den Beiden nicht anderes übrig als die Festung zu besichtigen. Sie standen vor einem 3 Meter hohen Holztor mit einem kleinen Guckloch in Augenhöhe, welches verschlossen war.

 

Wer hat wohl diese majestätische Toranlage errichtet ?,fragten sie sich und suchten mit fragenden Blicken die „Burgklingel“.  Plötzlich und ohne Vorwarnung öffnete sich vor uns das 10 cm x 10 cm kleine Guckloch. Wie in dem Vorspann von dem Seriekrimi Tatort sahen sie nur zwei funkelnde, graugrüne Augen, aber ohne Fadenkreuz. War es der Burgherr selbst oder nur einer seiner getreuen Knappen ? Das große Tor wurde geöffnet und die Möbelexperten wurden herein gebeten.

 

Es war der althochdeutsche Burgherr Graf Kunibert Drakstein höchstpersönlich der mit einem misstrauischem Blick Herrn Prüfstein und Herrn Helpmann gegenüberstand. Nicht unfreundlich aber auch nicht freundlich wies er sie an, ihm durch seinen kleinen herrschaftlichen Schlossgarten zu folgen. Auf dem kurzen Weg zur Haupttür des Einfamilienhauses wurden die Beiden von einer weiteren Person, die hinter einer langen Gardine neben dem Fenster stand, ins Visier genommen. Der Graf führte uns direkt zu der mit 120 Punkten beanstandeten Granitküche. Beim ersten Anblick der Küche waren Herr Helpmann und Herr Prüfstein von der einen auf der anderen Sekunde sofort sprachlos.

 

Das Wort sagenhaft ging den Beiden durch die Köpfe und mussten - falls sie die Burg wieder verlassen durften, ohne im Kerker gefangen gehalten zu werden- den Granit-Küchenmonteuren Egon und Kalle, dass vollstes Lob für den Aufbau der Küche aussprechen. Gerade als Herr Prüfstein anfangen wollte von der Küche zu schwärmen, hörte er eine tiefe Stimme die er nicht zuordnen konnte und die mit jedem Schritt immer lauter wurde.

 

Sie hatte zwar keine Krone auf dem schmal geformten Kopf, aber hier auf der Burg mit Sicherheit das Zepter deutlich in der Hand. Es war die Burgherrin, die sich uns mit lauter und tiefer stimme näherte. „Guten Tag Frau Drakstein“, sagte Herr Prüfstein und wurde ohne sich wehren zu können, wortgewaltig überfahren. Jetzt gucken sie sich einmal diese Küche an? Wie konnten ihre Monteure so etwas hinterlassen? ......

Der Möbelexperte war erleichtert

Die Frau mit dem Zepter stellte eine Frage nach der anderen. Desto mehr Fragen sie stellte, desto mehr Fragezeichen hatte Herr Prüfstein über seinen, bis dahin noch schmerzfreien Kopf. Wie viel fragen würden es werden? Mehr als 120? Er fühlte sich genauso wie Rapunzel und dachte die Burg nie wieder verlassen zu dürfen. Doch da geschah ein kleines Wunder, bei Frage 14 machte die Gräfin eine kurze Pause und fing dann an Frage 15 zu stellen : „Möchten sie ein Glas Wasser?“ Der Möbelexperte war erleichtert und nahm das Angebot dankend an. Herr Helpmann, der Kundendiensttechniker trank so schnell das Wasser, als ob er tagelang, verwirrt  durch den vegetationsarmen Schlossgarten der Familie Drakstein gelaufen ist.

 

Als die Burgherrin einen Moment schwieg, nutzte Herr Prüfstein die Gunst der Stunde und schaute sich die ersten 1. von 120 Beanstandungen an. Beanstandung 1 : Jetzt bitte keine Angst liebe Leser, wir erläutern jetzt nicht jede der 120 Beanstandungen, denn dann wäre der Blog so groß,, dass wir Probleme mit der Speicherkapazität bekommen und unsere Website kurz vor dem Absturz stehen würde.

 

Also Beanstandung 1 : Ein 1 cm langer Kratzer auf der Hochglanzfront vom          Hängeschrank.

 

Herr Helpmann, machte den Anfang und untersuchte sehr gewissenhaft die Front. Nach einer Minute verzog sich das Gesicht von dem Kundendiensttechniker und sah aus, als ob er sich gerade ins 12 Jahrhundert versetzt und den Heiligen Gral sucht. Auf der einen Seite war Herr Prüfstein froh das er den Heiligen Gral sucht, denn wenn er ihn gefunden hat, dann wird geschichtlich die Erlösung versprochen, und die hätten die Beiden in dieser ausweglosen Situation gut gebrauchen können. Aber auf der anderen Seite hat man den heiligen Gral nie gefunden und dann wäre er wieder in beklemmender Bedrängnis wie Rapunzel. Herr Prüfstein eilte Hr. Helpmann zu Hilfe, um mit ihm gemeinsam den 1 cm großen Kratzer zu finden.

 

Obwohl jetzt schon vier gesunde Augen - Verzeihung wir vergaßen die Kontaktlinsen von Hr. Helpmann zu erwähnen – die Hochglanzfront nach dem vermeintlichen Kratzer absuchten waren sie mit dieser Situation vollständig überfordert. Von oben, von unten, von rechts nach links, alle möglichen Blickrichtungen wurden von ihnen besichtigt, aber keinen Hinweis auf irgend eine Form der Beschädigung.

 

Herr Prüfstein lokalisierte und fühlte gleichzeitig einen Hauch eines penetranten Atems in seinen bereits vom Suchen angeschwollenen Nackenbereich. Frau Drakstein stand hinter ihm mit weit geöffneten Nasenlöcher durch die ein furcht einflössendes mit Nasenhaaren bewachsenes Schnaufen den gesamten Küchenbereich durchzog. Ein imposanter mittelalterlicher Schlossdrachen stand mit angewinkelten Armen vor uns. „Kunibert, komm mal her und zeig den Herren mal den Kratzer!“ rief sie ihren Ehegatten mit noch tieferer Stimme zu. Wieder ein Beweis wer hier das Zepter in der Hand hat. Kunibert, der mit Kosenamen liebevoll Kuno genannt wurde kam mit großen Schritten und einem Spekuliereisen auf der Nase bewaffnet zu uns rüber.

 

Er betrachtete aufmerksam die Front und fuhr mit seinem Spekuliereisen wie ein elektronisches Auge über die gesamte Fläche der Küchenfront. Wie ein Blinder der mit filigraner Technik die Blindenschrift fühlte, tastete Graf Kunibert, genannt Kuno, vorsichtig - in der Hoffnung den Kratzer zu finden -  mit seinen Fingerkuppen die Hochglanzfront ab. Die neben Herrn Prüfstein und Herrn Helpmann stehende Gräfin wurde sichtlich nervös und nahm jetzt selbst das Zepter in die Hand. Nun standen beide Draksteins mit angespannten Stirnfalten vor der besagten Küchenfront und suchten unermüdlich den Kratzer. „Der war doch gestern noch da“, schimpfte Frau Drakstein.

 

Die Möbelexperten hätten es sich ja denken können, dass es auf einer Burg auch Gespenster gibt die einiges verschwinden lassen können. Einen Kratzer unsichtbar zu machen ist für Hui Buh doch eine Leichtigkeit. Die Draksteins diskutierten, Herr Helpmann und Herr Prüfstein tranken gemütliche das zweites Glas Wasser, während die Zeit verstrich. Nach geschlagenen 10 Minuten der Diskussion, wo der Kratzer hin ist, ging man ohne ein Ergebnis zu Beanstandung 2 und 3 von 120 über : da heißt es in dem Reklamationsschreiben der Draksteins, wir zitieren : Wasser läuft nach oben und linke Granitplatte im Bogen verlegt!

Bei der Küche befinden wir uns in der industriellen Serienfertigung

Nach einem kurzen Smalltalk mit Herrn Kunibert Drakstein, erfuhr man das er in einer Spitzenposition im Nanu – Mikrobereich beruflich tätig war und jetzt seinen Ruhestand genießt. Damit wurde einiges klar. Bei der Küche befinden wir uns in der industriellen Serienfertigung mit relativ großen Toleranzwerten, die zwingend benötigt werden um eine Küche überhaupt fachgerecht aufbauen zu können. Als man sich wieder auf die Beanstandungen konzentrierte, bat der Kundendiensttechniker den Nanu -Mikromeister zu erklären wie und wo das Wasser nach oben läuft. Kuno ging zur Spüle, drehte an der Armatur den Wasserhahn mit voller Wucht kurz auf und drehte den Hahn, nachdem ca. 1 Liter durch die Armatur floss wieder zu.

 

Das Wasser schoss durch die Armatur und verlies es so wie es sein sollte, durch den Spülenabfluss. Ein ungewöhnliche Ruhe kehrte ein, keiner der beiden Burgherrschaften sagte etwas. Doch nach 10 Sekunden der Ruhe, stellte Graf Kunibert eine explosionsartige Frage : „Haben Sie das gehört“ ? Horchen Sie, es ist noch da ? Der Kundendienstleiter und der Kundendiensttechniker bekamen kleine Erhebungen an der kompletten Hautoberfläche, genannt, Gänsehaut. Was passiert den jetzt schon wieder?, stellte man sich gedanklich die Frage. Eins war zu diesem Zeitpunkt klar.

 

Wir waren tatsächlich auf Burg Schreckenstein !!!

 

Im Schockzustand hörten die beide Möbelexperten dem Grafen zu. Er wollte  verständlich machen, dass das Wasser, sobald es abgeflossen ist wieder zurückgehrt und einen ungewöhnlichen Ton hinterlässt. „Herr Prüfstein, hören Sie diese akustischen Schwingungen?“

 

Ausnahmezustand war erreicht, und das schon nach der Zweiten von neunzig Beanstandungen. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo man zu allem nur noch ja sagen sollte. Man wollte gerade zu der Frage Stellung nehmen, da unterbrach die Gräfin das Gespräch und zeigte Herrn Prüfstein die Beanstandung 3, linke Granitplatte im Bogen verlegt. Während Herr Helpstein sich immer noch im Schockzustand befand, sah sich Herr Prüfstein die absolut gerade Granitplatte an und fragte höflich die beiden Herrschaften. „Welchen Bogen meinen Sie ?“

 

Dazu möchte ich Ihnen etwas zeigen sagte der königliche Amtsträger Graf Kunibert Drakstein und spielte sich wieder in seinen Hoheitsrechten in den Vordergrund. Er holte eine 5 Meter und ca. 3mm dicke Schnur, wickelte ein Stück der Schnur um den Griff des großen Apothekerschrankes, führte dann die Schnur weiter entlang der Granitplatte bis hin zur Spüle, ging wieder mit der restlichen Schnur zurück zum Apothekerschrank, schob dann den Rest der Schnur durch die Öffnung des Griffes und befestigte letztendlich das Ende mit dem Küchensockel.

 

Entstand nicht so die hohe Kunst der ägyptischen Architektur? Hätten die Pharaonen des alten Ägyptens solch einen begabten Kuno in ihren Reihen gehabt wären die Pyramiden bestimmt doppelt so hoch gebaut worden. Nach dieser akrobatischen Showeinlage des Grafen bereitete der Gesundheitszustand von Herr Helpmann große Sorge. Und dann kam sie, die nicht zu verhindernde Frage von dem stolzen und adligen Kunibert Drakstein: „Nah, sehen Sie jetzt was ich meine?“

 

Anders herum, sah man einen Menschen der dringend ärztliche Hilfe benötigt!

 

Es wurde den Beiden Möbelexperten bewusst, dass nicht Familie Drakstein den großen 3 Meter hohen Holz Burgwall um ihr Einfamilienhaus gesetzt haben, sondern deren Nachbarn. Die armen Nachbarn müssen mit hoher Wahrscheinlichkeit in abwechselnder Weise Sicherheitskontrollen durchführen und um Burg Schreckenstein patroullieren.

 

Es war gegen 17:00 Uhr und man hatte noch 117 Beanstandungen vor sich. Ob Herr Helpstein und Herr Prüfstein jemals ihre Familien wieder sehen würden wusste man zu diesem Zeitpunkt nicht.

 

Fortsetzung folgt...

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Kommentare: 2
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